Müll-Nostalgie kontra pure Entsorgungs-Pragmatik
Nach dem Wertstoffmobil der Gelbe Sack - oder nicht?
von Otto Lapp
FORCHHEIM-LAND. Die Gretchenfrage der Abfallwirtschaft heißt: Was kommt nach dem Wertstoffmobil? Das ist zwar vielen Landbewohnern (und -politikern) lieb, aber auch teuer.
Doch die Verträge mit den Entsorgern für die mobilen Müllsammelstellen laufen 2006 aus. Der Kreistag hat sich vor zwei Jahren die Marschrichtung vorgegeben: Angestrebt wird ein Hol-System, die Lösung wäre - der Gelbe Sack, Papiertonne und Altglas-Container. Wenn die Lösung politisch so einfach wäre.
In der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Naturschutzes klafften erneut die Ansichten zwischen Müll-Nostalgie und Entsorgungs-Pragmatismus: "Lassen wie es ist", forderten Vroni Kaul und Christian Maier (beide CSU). Mit gelbem Sack und Papiertonne auf zeitgemäße Lösungen setzen, ist die Denkrichtung in der Verwaltung, wie sie Otto Werthmann vorstellte.
Vizelandrat Gregor Schmitt warb mit "guten Preisen", einer "billigen Müllabfuhr" und der Aussicht, "nix neu investieren" zu müssen dafür, alles beim Alten zu lassen.
Werthmann hielt dagegen: Die alte Methode sei nur im Oberland willkommen, die Südkante des Landkreises empfinde die Nichtexistenz des Gelben Sackes als "rückständig".
Viel Zeit für grundsätzliche Diskussionen bleibt nicht mehr. Schon im Herbst muss der Kreistag seinen Entschluss fassen, weil die Kündigungsfristen beim Müllentsorger Duales System Deutschland einzuhalten sind und europaweite Ausschreibungen anstehen.
Die Lösung ist ein knallhartes entweder-oder, ein Mischmasch der Systeme gibt es nicht. "Entweder alles umstellen oder komplett lassen, wie es ist", sagt Susanne Fiebiger, Müll-Fachfrau am Landratsamt.
Für Elektronik-Geräte ist das Hol-System beschlossene Sache. Ab 1. März können die Altgeräte bei der zentralen Rücknahmestelle in Gosberg abgegeben werden. Oder - und das ist ein freiwilliger "Service des Landkreises", wie Landrat Reinhardt Glauber betont, der Schrott wird wie der Sperrmüll bequem von zu Hause abgeholt.
So ganz freiwillig ist das aber nicht. Die Gesetzeslage hat sich geändert, die Hersteller müssen ihre Alt-Altgeräte (die heißen wirklich so) zurücknehmen. Aber sie zu sammeln ist Aufgabe des Landkreises.
Glauber befürchtet lange Staus vor der Deponie und bietet stattdessen lieber die Abholung vor der Haustür an. Die 90 000 Euro für den Lastwagen und die Fahrer sind bereits im Haushalt veranschlagt, die Gebühren steigen nicht.
Und noch mal Müll: Ein "Signal" an Familien mit Wickelkindern will Glauber senden und ihnen kostenlose Restmüllsäcke für die Windeln des Nachwuchses anbieten. 20 Säcke, das Stück zu drei Euro, gehen an die jungen Eltern zusammen mit dem Elternbrief. Nach Auskunft des Jugendamtes ist jährlich mit etwa 1000 Neugeborenen zu rechnen. "Tendenz fallend", heißt es in der Situngsvorlage.
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