Suche aufrufen © & Design Markus Dippold letzte Aktualisierung: 29. Mai 2013 Kritik, Meinungen & Kommentare: Homepage-Master |
Star Trek - alles, was sich bewegt
Übersicht
Story Sternzeit: 46731.5 - 46735.2 Picards früherer Archäologieprofessor Galen besucht die Enterprise und tritt mit einem unerwarteten Vorschlag an den Captain heran: Er bittet Picard, ihn bei einer Expedition zu begleiten. Galen meint, er stünde kurz vor einer sehr wichtigen Entdeckung, doch er nennt keine Einzelheiten. Widerstrebend lehnt Picard ab und beruft sich dabei auf seine Verantwortung gegenüber der Enterprise. Der Professor verläßt das Schiff. Als für die Enterprise eine neue Mission beginnt, empfängt sie einen Notruf Galens - er wird von Yridianern angegriffen. Picard kommt ihm zu Hilfe, und es gelingt, den Raumer der Aggressoren zu vernichten, doch vorher wird der Professor tödlich verletzt. Picard benutzt die Informationen an Bord von Galens Shuttle, um Nachforschungen anzustellen. Als er den Zweck der Expedition erkennt, versteht er Galens Verschwiegenheit: Der Professor hat herausgefunden, daß gewisse DNS-Fragmente von verschiedenen Planeten kompatibel sind. Wenn man sie zusammenfügt, so entsteht ein viereinhalb Milliarden Jahre altes Computerprogramm. Leider haben auch die Cardassianer, Klingonen und Romulaner von Galens Forschungen erfahren. Schließlich findet ein Treffen statt, und zwar auf dem Planeten, wo angeblich das letzte DNS-Fragment existiert. Picard startet das vollständige Programm in einem Tricorder, und auf dem Display erscheint die Darstellung einer Sprecherin. Sie teilt den Zuhörern mit, daß humanoides Leben zuerst auf ihrem Planeten entstand. Um das eigene Vermächtnis zu wahren und weiterzugeben, brachte ihr Volk eine ganz spezielle Saat in der Ursuppe anderer Welten aus - um dafür zu sorgen, daß dort ebenfalls humanoides Leben entstand. Die DNS-Nachricht soll den gemeinsamen Ursprung der verschiedenen Völker bestätigen.
Bildergalerie
Credits
Anmerkungen Was für eine Episode! Da kommt, ganz unscheinbar gegen Ende der sechsten Staffel und versteckt zwischen diversen, bedeutungsvollen Doppelfolgen, diese möglicherweise wichtigste Episode aller Star Trek-Serien daher. So haben jene unscheinbaren Besucher aus der Vergangenheit den Grundstein des Star Trek-Universums gelegt, und in Jahrhunderten bemannter Raumfahrt ist niemand darauf gestoßen. Doch vor allem wird eine der ernst zu nehmendsten Fragen aller Kritiker endgültig niedergeschmettert; die Frage, die man in verschiedenen Formulierungen immer wieder hört, lautet natürlich: wie kommt es eigentlich, daß sich alle Spezies bei Star Trek immer so ähnlich sehen und bloß hier und da mal Unterschiede aufweisen? Wer immer diese Frage nach "Das fehlende Fragment" stellt, wird eine einfache und klare Antwort erhalten können. Zu allererst erfährt man wieder einmal viel über Picard: so zeigt sich, daß er vor etwa 30 Jahren vor der Wahl stand, Archäologe zu werden oder zur Sternenflotte zu gehen. Wie er sich entschieden hat, wissen wir, doch zeigt sich, daß die Entscheidung relativ knapp war. Zwar beteuert Picard, daß er diesen Entschluß wieder treffen würde, doch scheint es ihn auch mit einem gewissen Bedauern oder einer leichten Reue zu erfüllen, daß er seiner Leidenschaft nach der Archäologie nur so selten nachkommen kann. In Professor Galen hatte er, wie er Troi erklärt, jemanden gefunden, der für ihn wie ein Vater war. Zu jener Zeit lebte Picards Vater noch, doch Galen verstand ihn besser und konnte ihn mit ansprechenden Aufgaben fesseln. Für den Professor war Picard gleichermaßen wie ein Sohn, denn Galens Söhne traten nicht in seine Fußstapfen. Das Bild, das hier gezeichnet wird, deckt sich mit dem des leidenschaftlichen Kadetten, der Picard auch auf der Akademie der Sternenflotte gewesen sein muß (siehe z.B. "Das Herz eines Captains", "Die letzte Mission" oder "Willkommen im Leben nach dem Tode"), denn was immer er tut, tut er mit vollem Einsatz, und er hat sicherlich das Ziel, einer der besten auf seinem Gebiet zu sein. So auch bei der Archäologie, denn Galen nennt Picard seinen ›Meisterschüler‹. Der Captain gibt einige Kostproben seines Wissens, solange sein ehemaliger Mentor noch an Bord ist, und betrachtet mit der Faszination eines Kindes das Artefakt, das ihm der Professor mitgebracht hat und gleich darauf schenkt - was er nicht ganz uneigennützig tut, denn Picard erklärt, daß der Naiskus die vielen Stimmen symbolisiert, die sich in einem Menschen befinden und ihn zu einem Ganzen formen. Und bei Picard soll die Stimme, die für die Archäologie spricht, gestärkt werden. Der Professor ist überzeugt, daß Picard zu einem großen Archäologen geworden wäre, hätte er sich nicht für die Sternenflotte entschieden. Nun stellt er Picard erneut vor die Wahl, wird jedoch wieder enttäuscht. Picards innerer Konflikt läßt sich gut nachvollziehen, wie auch seine Entscheidung. In der Episode durchlebt er fast alle wichtigen Gefühle: Begeisterung, Begierde, aber auch Rachsucht und Forscherdrang. Dieses Wechselbad der Gefühle macht die Episode zu einer weiteren Meisterleistung Patrick Stewarts, der Picard in allen Situationen mit gewohnter Intensität und Leidenschaft spielt. Wie in Picard-Folgen üblich, verblassen die restlichen Charaktere zu seinen Gunsten. Jedoch werden die meisten nicht völlig außer Acht gelassen: so hat Data eine wundervolle Szene, in der der klingonische Captain mit ihm die klingonische Variante von Armdrücken (B'aht Qul) durchexerzieren will und gnadenlos verliert. Als er Data dann eine Kopfnuss gibt, erlebt er eine weitere unangenehme Überraschung. Zu seinem großen Leidwesen sind Datas intellektuelle Fähigkeiten mindestens so hoch wie seine im klingonischen Reich offensichtlich weithin bekannten physischen, denn der Bestechungsversuch scheitert kläglich. Deanna erkennt Picards heftige Emotionen, es gelingt ihr jedoch nicht, dem Captain von großer Hilfe zu sein. Vielmehr muß sie sich von ihm anschnauzen lassen, als er darlegt, daß ihn die seit sechs Monaten geplante Konferenz im Vergleich zu Galens Tod herzlich wenig interessiert. Worf verbrüdert sich ganz nebenbei mit dem klingonischen Captain, Geordi und Riker haben nur Minirollen. Bei letzterem ist es verständlich, denn Jonathan Frakes (Riker) führte in dieser Episode Regie, und in solchen Fällen stellt er seinen Charakter meist stark in den Hintergrund. Mit dieser Episode ist ihm auf jeden Fall eine kleine Meisterleistung gelungen. Neben dem überzeugenden Picard und insgesamt guten Charakteren ist auch die Handlung hervorragend. Die bereits angesprochene Erläuterung, daß alle bekannten (und unbekannten) Spezies von derselben Spezies abstammen, löst nach viel zu langer Wartezeit eine der interessantesten Fragen aller Star Trek-Serien. Doch auch die Inszenierung ist vom Feinsten. So entwickelt sich aus einem anfänglichen Gewissenskonflikt Picards, der mit Galens Abreise beendet scheint, eine Schnitzeljagd, die quer durch den Quadranten führt und immerhin 4 der wichtigsten Parteien des Quadranten zusammenbringt: Cardassianer, Klingonen, Romulaner und Föderation, die das zur Verfügung stehende Gebiet größtenteils unter sich aufgeteilt zu haben scheinen, obgleich es auch Gegenden innerhalb des Alpha-Quadranten gibt, in denen keine dieser vier Parteien herrscht. Eine der größten Pointen der Episode ist das Erscheinen der fremden Figur, denn jene ist ja der Auffassung, daß ihre Nachfahren offensichtlich in einem umfassenden Frieden leben, da sie schließlich nur gemeinsam das Rätsel lösen konnten. Zwar haben sich drei der Parteien für einen Teil der Suche zusammengetan, jedoch wurde die ganze Zeit über nach einem Weg gesucht, die anderen zu übervorteilen (außer von der stets mitteilungsfreudigen Föderation). Und von Frieden kann schon gar nicht die Rede sein, denn immerhin bedeutet die Abwesenheit von Gewalt, die zur gegenwärtigen Zeit im Star Trek-Universum zwischen den genannten Parteien herrscht, noch lange keinen wahren Frieden. Während Cardassianer und Klingonen, die sich weit ähnlicher sind, als sie je zugeben würden, die Erkenntnis der gemeinsamen Abstammung mit Abscheu erfüllt, ist es unerwarteterweise ausgerechnet der Romulaner, der die schöne Schlußbemerkung spricht, die auf bessere Zeiten hoffen läßt. Zur Inszenierung: interessant fällt eine Kameraeinstellung auf, als Picard und andere den Transporterraum betreten, denn die Kamera zeigt das Geschehen von der Plattform aus mit Sicht auf die Konsole nahe dem Ausgang. Das ist selten und vermittelt ein völlig neues Bild vom Transporterraum. Den Namen seines Mentors benutzt Picard in "Der Schachzug, Teil I" und "Der Schachzug, Teil II" als Schmuggler-Decknamen, was ebenfalls nicht uninteressant ist, da auf diese Weise ein indirekter Bezug zu "Das fehlende Fragment" hergestellt wird. Es läßt sich dadurch auch erahnen, wieviel dem Captain der Professor bedeutet haben muß. Salome Jens (die Fremde) ist bei Deep Space Nine als Gründerin zu sehen, die stets versucht, Odo in die große Verbindung zurück zu holen. Abschließend läßt sich festhalten, daß Jonathan Frakes hier ein hervorragendes Stück Star Trek-Entmystifizierung gelungen ist (was wohl zu großen Teilen auch am genialen Drehbuch liegen dürfte, das von Joe Menosky verfaßt wurde, aber auf einer Geschichte von Ronald D. Moore basiert), das sowohl in der Inszenierung als auch durch die Charaktere (in erster Linie natürlich Picard) überzeugt.
Kernige Dialoge ›Das ist alles? Wenn sie nicht tot wäre, würde ich versuchen, sie umzubringen.‹ - Diesen Kommentar gibt der klingonische Commander ab und bezieht sich damit auf die Sprecherin. Man kann ihn verstehen, immerhin hat der Klingone eine lange anstrengende und auch gefährliche Jagd nach dem DNS-Programm hinter sich - nur um festzustellen, daß es sich dabei um eine Nachricht in einer sehr alten Flasche handelt.
Fehler und Ungereimtheiten
|