Deutliche Kritik am Gelben Sack
Verpackungsmüll wird 100 Kilometer entfernt entsorgt
Interview: Hartmut Voigt
NÜRNBERG - Rund 12.000 Tonnen Verpackungsmüll werfen die Nürnberger pro Jahr in die Gelben Säcke des Dualen Systems Deutschland (DSD). Reinhard Arndt, zweiter Werkleiter vom Abfallwirtschaftsbetrieb Stadt Nürnberg, meint, dass es ökologisch gleichgültig ist, ob die Plastikbecher verbrannt oder wiederverwertet werden.
Jahrelang wurde aus Umweltschutzgründen nachdrücklich für den Gelben Sack geworben. Wie kommen Sie zu Ihrer provokanten These?
Arndt: Es ist wissenschaftlich längst nachgewiesen, dass die Verbrennung in energieeffizienten Müllverbrennungsanlagen - wie es sie in Bayern gibt - ökologisch absolut gleichwertig zur Entsorgung durch DSD ist. Mit DSD wollte man Firmen verpflichten, ihre Verpackungen zurückzunehmen. Die Abfallmengen sollten weniger werden. Das war der Sinn, es ist aber nicht eingetreten. Die 12 000 Tonnen werden übrigens nicht mehr in Nürnberg weiterverarbeitet, sondern 100 Kilometer entfernt - ein volkswirtschaftlicher Unsinn, denn Abfälle gehören nicht auf die Straße. Wir kommunalen Entsorger stehen DSD sehr kritisch gegenüber.
Im Grunde ist es egal, ob ich die Verpackung in den Gelben Sack oder in die Restmülltonne werfe?
Arndt: Das ist die logische Folge. Für die Bürger wäre die Entsorgung über die Restmülltonne sogar billiger. Denn für jede Verpackung zahlt der Verbraucher beim Einkauf schon die Entsorgung mit. Die Lizenzgebühren werden einfach draufgeschlagen.
Anfangs hieß es, dass man nur sauberes Material in den Gelben Sack werfen darf. Muss man die Joghurtbecher immer noch ausspülen?
Arndt: Für die weitere Verwertung ist das Reinigen absolut nicht notwendig. Falls Sie es doch tun, bitte nie mit heißem Wasser: Die Ökobilanz wäre gleich beim ersten Becher zerstört! Wenn Sie mit dem Waschen eine Geruchsbelästigung durch den Gelben Sack vermeiden wollen, dann nehmen Sie - falls Sie noch von Hand spülen - nur völlig verbrauchtes Wasser.
Reinhard Arndt, zweiter Werkleiter von ASN. Foto: Stefan Hippel
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