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Markus Dippold
letzte Aktualisierung:
29. Mai 2013
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Der Gelbe Sack
Bürgermeinungen in den Nordbayerischen Nachrichten, Forchheim vom 28. Oktober 2005
Wohin mit Milchtüte und Ravioli-Dose: Gelber Sack kontra Wertstoffhof
Kreispolitiker diskutieren über Hol- und Bringsystem beim recyelbaren Müll: Nordbayerische Nachrichten haben sich unter Bürgern umgehöt
von Beke Maisch
Die letzte Scheibe Wurst liegt auf dem Brot. Wohin nur mit der Verpackung? Gelber Sack kontra Wertstoffhof - am 25. November wird der Kreistag endgütig darüber entscheiden (sie auch Artikel auf dieser Seite). Die Nordbayerischen Nachrichten haben sich bei den Bürgern im Landkreis umgehört, wie sie es mit dem recycelbaren Müll künftig halten wollen. Ein differenziertes Bild.
Michael Igel (21) aus Hagenbach: "Ich weiß gar nicht was ein gelber Sack ist, noch nie davon gehört. Solange ich mich erinnern kann, trennen wir daheim den Müll. Das ist in Fleisch und Blut übergegangen. Einen großen Aufwand bedeutet das für mich nicht. Schließlich fährt mein Opa dann die einzelnen Mülltüten dann zum Wertstoffhof."
Christine Eckert (41) aus Wiesenthau: "Ich bin absolut gegen den gelben Sack. Es reicht mir, wenn ich meinen Sohn jeden Tag nach Ebermannstadt in die Schule fahre - überall liegen diese gelben Säcke vor den Türen herum. Einige sind von irgendwelchen Tieren aufgerissen worden, weil die Becher und Dosen nicht sauber waren. Furchtbar, einfach furchtbar. Wenn ich ein Tütchen Wertstoffe voll habe, fahre ich eben schnell beim Wertstoffhof vorbei, der liegt sowieso auf meinem Arbeitsweg. Damit ich keine Probleme. Grundsätzlich setze ich aber leiber auf Müllvermeidung. Meine Brötchen lasse ich mir beispielsweise gleich in den Leinensack stecken, verpackte Wurst kaufe ich grundsätzlich nicht."
Stefan Pöhlmann (23) mit Töchterchen Lea (1) aus Ebermannstadt: "Ich bin heilfroh, dass wir den gelben Sack haben. In unserer Wohnung wäre überhaupt kein Platz für all die separaten Mülleimer. So wird alle vier Wochen der Sack abgeholt, dazu die Papiersammlung und einmal im Vierteljahr noch das Altmetall - das ist echt praktisch."
Gerda Stenzel (50) aus Bieberbach: "Einen gelben Sack zu haben wäre schon viel schöner. Vor allem bequemer. Wir haben einen Hund und die ganzen Futterdosen nehmen ziemlich viel Platz weg. Außerdem habe ich sowieso den Verdacht, dass die zum Schluss wieder alles zusammenwerfen, da hat man schon viel Schlechtes gehört."
Roland Müller (61) aus Affalterthal: "Das ist doch alles ein großer Betrug mit dem recycelbaren Müll. Irgendwann landet alles zusammen in der Mülldeponier. Das bringt alles nichts. Wenn Sie bedenken was für Spülmittel und Wasser verbracuht wird, um die Joghurtbecher und Dosen zu reinigen, bevor sie in den gelben Sack oder zum Wertstoffhof kommen - das ist doch nicht umweltfreundlich. Früher, als ich noch ein Kind war, da hat Recyceln noch funktioniert, da haben wir unser Taschengeld aufgebessert, indem wir Gläser gesammelt haben. Den Slazhering hat man sich vom Fass in den Teller geben lassen und ist damit nach Hause spaziert - Müll ist erst gar nicht entstanden."
Angelika Wokatsch (49) aus Eggloffstein: "Ich bin recht zwiegespalten in meiner Meinung. Einersetis befürchte ich, dass die Leute viel Mist reinhauen würden, der da gar nicht hinein gehört. Andererseits ist es ein ewiges Geschleppe, immer die vollen Kisten zum Wertstoffhof zu fahren. Wir sind eine vierköpfige Familie und trennen sehr sorgfältig. Was glauben Sie, was da alles zusammenkommt. Einmal im Monat ist mein ganzer Kofferraum voll. Probelmatisch ist das Bringsystem vor allem für ältere Menschen, die kein Auto haben. Wie sollen die zu den Wertstoffhöfen kommen?"
Ihre Meinung zum recycelbaren Müll war gefragt (v. li.): Michael Igel, Christine Eckert, Stefan Pöhlmann, Gerda Stenzel, Roland Müller. Foto: Roland Huber
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Zunächst ist hier wieder der Scan des Artikels zu finden.
Wie immer auch der Hinweis zum Bild, auf dem Personen abgebildet sind: Sollte sich hier jemand wiedererkennen und er möchte nicht abgebildet sein, so genügt eine kurze Mail an mich. Ich werde das Gesicht dann ausschwärzen.
Nun ja, dann fangen wir mal an, die Aussagen zu bewerten und zu hinterfragen.
Michael Igel trennt nach Fraktionen und läßt den Müll von seinem Opa wegbringen. In Ordnung. Aber wie wäre es mit ein wenig Eigeninitiative und Unterstützung für den Opa?
Christine Eckert hat vollkommen recht. Ich selbst erlebe das alle zwei Wochen in Erlangen. Der Weg von Bahnhof zum Büro gleicht mehr einem Hindernislauf. Von der Geruchsbelästigung an heißen Tagen will ich gar nicht reden.
An Stefan Pöhlmann sei nur eine einzige Frage gestellt: Wo bewahren Sie in den vier Wochen bis zur Abholung die Gelben Säcke auf?
Gerda Stenzel bringt es auf den Punkt, weswegen auch ich glaube, weshalb viele den Gelben Sack wollen: "[Es ist] vor allem bequemer."
Ansonsten würde mich interessieren, woher Sie wissen wollen, daß alles wieder zusammengeworfen wird, und wo Sie das viele Schlechte gehört haben.
Roland Müller hat in gewisser Weise recht, früher ist erst gar kein Müll entstanden. Aber durch die Geiz-ist-Geil-Mentalität kauft doch keiner mehr beim teuren Dorfladen ein, sondern billig im großen Supermarkt auf der grünen Wiese.
Und warum benötigt man mehr Wasser und Spülmittel? Der Spülmaschine ist das egal, und wenn man doch noch von Hand wäscht, dann geht das auch mit dem letzten Wasser, nachdem man die Töpfe gereinigt hat. Da braucht man überhaupt nichts zusätzlich.
Auch Angelika Wokatsch hat in einer Sache durchaus recht. Ich befürchte nicht nur, daß die Leute alles Mögliche in den Gelben Sack geben, ich glaube das sogar. Es ist ja um so vieles bequemer. Was das Wegbringen des Mülls betrifft: Nun, wir sind sogar eine sechsköpfige Familie (inklusive Oma und Opa). Glauben Sie, Sie hätten viel weniger Geschleppe, wenn Sie die Gelben Säcke am Abholtag vor die Tür stellen müssen?
Das Problem mit den älteren Menschen ist so eine Sache. Beim Gelben Sack haben sie zwar das Problem nicht, ihre Verpackungen wegbringen zu müssen. Aber die Wertstoffmobile entfallen und die Anzahl der Wertstoffhöfe wird reduziert. Einzig die Sammelstellen für Glas sollen vermehrt werden. Ob es eine Papiertonne gibt, ist zweifelhaft. Ohne Papiertonne macht das keinen Sinn. Aber vielleicht besinnt man sich ja auf früher und läßt die Nachbarschaftshilfe wieder aufleben.
Man mag den Franken zuweilen Behäbigkeit vorwerfen, aber schon am nächsten Tag waren zwei Leserbriefe zu dem Thema in den Nordbayerischen Nachrichten.
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