Blaue Tonne ist in Sichtweite
Anbieter macht öffentlichem Entsorgungsträger Konkurrenz
von Rurik Schnackig
Im nächsten Jahr wird sie voraussichtlich kommen, die blaue Tonne. Jeder Bürger aus dem Landkreis soll damit künftig kostenlos und bequem Papier vor der Haustür entsorgen können. Ein privater Anbieter aus Nürnberg will dies möglich machen. Im Landratsamt steht man dem Projekt noch skeptisch gegenüber.
FORCHHEIM - Die einen wollen es wegwerfen, die anderen wollen es haben: Altpapier. Eine Zeitung vom Vortag, zerfetztes Geschenkpapier oder die leere Nudelschachtel - für Otto-Normalverbraucher hat dies keinen Nutzen mehr. Doch für andere wird es interessant: Die Preise für Altpapier sind in jüngster Zeit wieder deutlich gestiegen. Klar, dass sich viele nun auf den aufgehenden Kuchen stürzen.
Die Rowe-GmbH, eine Gesellschaft für Rohstoffhandel, Wertstoffrecycling und Entsorgung, wird in den nächsten Tagen mit einem kostenlosen Angebot werben. Jeder aus dem Landkreis kann dann eine blaue 240-Liter-Tonne ordern. Die wird ihm bis Mitte 2008 vor die Haustür gestellt. Alle vier Wochen will die Gesellschaft private Papiersammlungen von da an mitnehmen und entsorgen. Kosten für den Kunden: keine. Gewinn will das Unternehmen über den Verkauf des Papiers erzielen.
Wunsch seit Jahren
Im Landratsamt ist Zurückhaltung angesagt, wenn es darum geht, den Vorstoß der Nürnberger Gesellschaft zu kommentieren. Eigentlich, so sagt Landrat Reinhardt Glauber, renne man bei ihm mit der blauen Tonne offene Türen ein. "Das ist mein Wunsch seit Jahren." Ärgerlich findet er jedoch, dass die Verwertungsgesellschaft nicht vorher das Gespräch mit dem Landkreis gesucht habe.
Im Landkreis kümmert sich seit 2004 die Nordbayerische Städtereinigung (NBS) um die Wertstoffhöfe. Sie ist auch für die Entsorgung des Altpapiers zuständig. Noch bis 2009 geht der Vertrag zwischen Landkreis und NBS. Wenn nun die blaue Tonne kommt, so fürchtet Glauber, könnten die Papier-Container in den Wertstoffhöfen deutlich weniger gefüllt sein.
"Papiermenge nimmt zu"
André Langer, zuständiger Projektleiter der Rowe, sieht es anders. Die entsorgte Papiermenge im Ganzen nehme sogar zu: "Weil die Entsorgung so bequem wird, erreichen wir auch diejenigen, die vorher das Papier in die normale Tonne geworfen haben."
Nach Langers Einschätzung werde sich die blaue Tonne nach und nach etablieren: "Sicher warten viele erstmal ab, ob das auch wirklich so funktioniert", sagt er.
Auch das Landratsamt will die Abfallbehälter genau im Auge behalten. Nicht, dass die blauen Tonnen bei einem weniger attraktiven Papierpreis wieder verschwinden. Langer verspricht: "Unser Angebot gilt für mindestens fünf Jahre."
Der Landkreis will die blauen Tonnen mit Argusaugen beobachten. Foto: Benedikt Orlowski
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